Heimweh ✍🏼💭

Heimweh auf Reisen: Ich erzähle dir von meinem eigenen Moment – und was mir in solchen Situationen hilft.

TIPPS

Jenny 🙋🏼‍♀️

9/3/20255 min read

Heimweh. So ein kleines Wort mit einer so großen Bedeutung. Doch was heißt es eigentlich? Und fühlt sich Heimweh immer gleich an? Was macht man, wenn man Heimweh hat?

Ich sitze gerade im Flugzeug auf dem Weg in ein neues Abenteuer. Schaue aus dem kleinen Fenster auf die dichte Wolkendecke und mich überkommt das Gefühl von Heimweh.

Irgendwie absurd oder?

Ausgerechnet jetzt. Und dabei freue ich mich sehr auf diese Reise. Auf neue Orte. Diesmal gemeinsam mit meiner Mama. Abenteuer, die vor uns liegen. Das Leben zu genießen und neue Erfahrungen zu sammeln.

Und trotzdem - oder vielleicht gerade deshalb - überkommt mich dieses Gefühl.


Warum ich genau jetzt, in diesem Moment, über Heimweh schreibe, erzähle ich dir weiter unten.

Denn eigentlich weiß ich es genau...

Aber zurück zum Anfang.

Was bedeutet Heimweh eigentlich?

Die einfache Antwort wäre vermutlich: das Vermissen von Zuhause.

Doch ich glaube, es ist so viel mehr, als nur das. Ich finde nicht, dass man das Gefühl von Heimweh pauschalisieren kann. Heimweh ist nicht nur Sehnsucht nach einem Ort. Es ist ein Gefühl.

Heimweh hat viele verschiedene Facetten. Heimweh empfindet jeder anders. Und zu einem anderen Zeitpunkt.

Für mich bedeutet Heimweh zum Beispiel:

– Einen Menschen zu vermissen, der mir das Gefühl von Zuhause gibt.

– Den Ort zu vermissen, an dem ich groß geworden bin.

– Die Vertrautheit eines Alltags, der mir Sicherheit gibt.

– Das Lachen meiner Zwillingsschwester.

– Einen Ort zu vermissen, an dem ich zur Ruhe kommen kann.

– Den Kartoffelgratin meiner Mama oder die weltberühmten Burger meines Papas.

– Den Geruch von Sommerregen in Deutschland.

– Oder einfach nur das Gefühl, angekommen zu sein.

Ich weiß noch genau, wann ich das erste Mal so richtig Heimweh hatte.

Es war 2023 in Guatemala. Ich war schon mehrere Wochen unterwegs – das erste Mal alleine, mit einem One-Way-Ticket und ohne Plan, wann oder ob ich überhaupt zurückkomme. Denn ich hatte vorher alles verkauft, meine Wohnung gekündigt und bin losgezogen.

Bis dahin war alles neu, aufregend, ich hab mich so frei wie noch nie gefühlt. Habe tolle Menschen kennengelernt und genau das Leben geführt, von dem ich so lange geträumt hatte.

Und dann kam dieser eine Moment.

Ich hatte mit meiner Schwester telefoniert. Ihr ging es nicht so gut. Und ich wäre so so gerne bei ihr gewesen. Hätte sie einfach nur in den Arm genommen. Ihr gesagt: „Es wird alles gut. Ich bin da.“

Aber ich war eben nicht da. Ich war auf einem anderen Kontinent. Tausende Kilometer entfernt.

Und zum ersten Mal fühlte sich meine Freiheit nicht wie ein Geschenk an, sondern wie ein Preis.

Denn alles im Leben hat seinen Preis.

Und meinen Traum vom Reisen zu leben, bedeutet auch, weit weg zu sein.

Weit weg von den Menschen, die einem so viel bedeuten.

Nicht mehr alles mitzubekommen. Nicht mehr dabei zu sein – bei Geburtstagen, Familienfesten, spontanen Kaffee-Dates, dem Alltag zu Hause.

Nach und nach spürt man, wie man sich ein kleines Stück voneinander entfernt.

Nicht, weil man sich nicht mehr liebt – sondern weil das Leben einfach in verschiedene Richtungen weiterläuft.

Und genau das kann Heimweh auch bedeuten:

Es zu vermissen, wie es früher war.

Teil zu sein.

Nicht nur aus der Ferne zuzuhören, sondern mittendrin zu sein. Einfach da zu sein.

Ich saß danach lange auf der kleinen Terrasse in Antigua bei meiner Gastfamilie, wo ich einen Spanisch-Sprachkurs machte.

Zwischen bunten Häusern, hupenden TukTuks und dem riesigen Vulkan im Hintergrund

– und ich vermisste mein Zuhause, meine Schwester, das Gefühl, da zu sein und helfen zu können.

Nicht, weil ich die Reise bereute. Nicht, weil ich zurück wollte.

Sondern weil ich zum ersten Mal so richtig spürte, was es bedeutet, weit weg zu sein

– und gleichzeitig emotional so nah.

Aber Heimweh kann auch noch etwas ganz anderes bedeuten.

Ich finde, man kann es sogar umdrehen:

Man vermisst nicht immer nur „zuhause“ zu sein – manchmal vermisst man es auch, dass die Menschen, die man liebt, bei einem selbst sind.

Dass sie das alles miterleben. Die Magie eines Sonnenuntergangs am anderen Ende der Welt. Das gute Gefühl, wenn man sich endlich in einem fremden Land zurechtfindet. Den Moment, wenn man sich einen langersehnten Traum erfüllt.

Ich wünsche mir in einigen Momenten während meinen Reisen, dass meine Freunde & meine Familie genau jetzt hier wären. Dass ich meine Erfahrungen direkt teilen kann, ohne erst zu erzählen oder ein Bild zu schicken.

Dass wir gemeinsam Erinnerungen schaffen – anstatt dass ich sie nur mit meiner Kamera festhalte, um sie später zu zeigen.

Und – ob man jemanden "zuhaue" zurücklässt oder ihn einfach gerne dabeihätte – bedeutet Heimweh im Grunde immer nur eins:

Jemanden oder etwas zu vermissen, das einem wichtig ist.

Und genau deshalb spüre ich ausgerechnet jetzt im Flugzeug dieses leise Gefühl von Heimweh:

Denn ich bin ohne Max unterwegs.

Und auch wenn ich dankbar bin, dass wir in unserer Beziehung so frei sind, uns gegenseitig Raum zu geben – dass wir wissen, wie wichtig es ist, nicht nur ein WIR zu sein, sondern auch immer noch ein ICH und ein ER – vermisse ich ihn.

Und das sichere Gefühl, welches er mir gibt, ganz egal, wo auf der Welt wir gerade sind.
Das Gefühl von Zuhause.

Wie du mit Heimweh umgehen kannst

Heimweh ist nichts, wofür man sich schämen muss. Es gehört genauso zum Reisen dazu. Egal ob du zwei Wochen im Urlaub bist oder auf einer Weltreise unterwegs bist. Egal ob alleine oder mit jemandem gemeinsam.

Hier sind ein paar Dinge, die mir in solchen Momenten geholfen haben – vielleicht ist auch etwas für dich dabei:

1. Lass das Gefühl zu

Heimweh wegzudrücken macht es meist nur noch schlimmer. Nimm dir bewusst Zeit für dein Gefühl – vielleicht schreibst du deine Gedanken und Gefühle auf. Oder gehst eine Runde spazieren. Und wenn dir ein paar Tränen kommen, ist das völlig ok.

Zugegebenermaßen musste ich das auch erst lernen. Ich bin ein sehr emotionaler Mensch und mir kommen oft die Tränen (manchmal auch ohne ersichtlichen Grund) und auch ich bin gerade noch dabei zu lernen, dass es völlig okay ist und eigentlich auch etwas schönes sein kann. Denn es zeigt nur, dass dir etwas wichtig ist.

2. Melde dich bei deinen Liebsten

Ein kurzes Telefonat, eine Sprachnachricht, ein Video-Call – manchmal reicht schon die Stimme eines geliebten Menschen, um sich wieder etwas verbundener zu fühlen.

3. Nimm dir etwas von Zuhause mit

Ein Foto, ein kleiner Glücksbringer oder den Lieblingspulli von einer wichtigen Person – manchmal helfen kleine Dinge, um das Gefühl von Heimat ein Stück weit mit auf die Reise zu nehmen.

4. Finde neue Routinen und Wohlfühlmomente

Schaffe dir auch unterwegs kleine Rituale: Dein Lieblingskaffee am Morgen, ein Spaziergang am Abend, Tagebuch schreiben und alles erlebte verarbeiten. So entsteht ein neues Gefühl von Zuhause – auch weit weg von daheim.

5. Sprich mit anderen Reisenden

Du wirst überrascht sein, wie viele Menschen unterwegs ähnliche Gefühle erleben. Der Austausch mit anderen darüber kann unglaublich entlastend sein und du fühlst dich danach nicht mehr so allein.

6. Mach dir bewusst, warum du losgezogen bist

Ruf dir in Erinnerung, warum du diesen Weg gewählt hast. Was du erleben, entdecken, fühlen wolltest. Manchmal hilft es, sich bewusst zu machen, dass Heimweh kein Zeichen von Schwäche ist – sondern von Mut. Denn du bist losgegangen, obwohl du wusstest, dass es auch mal schwer werden kann.

7. Erlaube dir, dich zwischendurch zurückzuziehen

Du musst nicht jeden Tag tausend Dinge unternehmen und alle Highlights erkunden. Wenn dir nach Ruhe, Netflix oder einer Wärmflasche ist – go for it. Auch das gehört dazu.

Und manchmal helfen all die Tipps nicht.

Da hilft kein Telefonat, kein Ritual, kein schönes Café um die Ecke.

Man hat einfach Heimweh.

Punkt.

Und weißt du was?

Das ist vollkommen okay.

Denn Heimweh zeigt uns nur, dass wir etwas oder jemanden im Herzen tragen. Uns jemand oder etwas wichtig ist. Dass wir ein Zuhause haben - ganz egal, wo auf der Welt wir gerade sind. 💭🤍